Entwurmung Pferd - selektiv oder strategisch?

In den letzten Jahren treten vermehrt Resistenzen gegenüber Wurmkuren auf, die zu einer intensiven Diskussion und Forschung zum Thema Entwurmung geführt haben.

Bei der strategischen Entwurmung werden - in Abhängigkeit vom Alter des Pferdes - zu relativ festgelegten Zeiten mehrfach im Jahr Wurmkuren verabreicht (2 - 4x pro Jahr). Dabei wird durchaus berücksichtigt, daß "ältere" = erwachsene Pferde in der Regel weniger häufig entwurmt werden müssen als jüngere Pferde (Fohlen, Jährlinge, Pferde bis zum Alter von 5 Jahren), da bei letzteren das Immunsystem erst langsam in den ersten Lebensjahren auf die möglichen Endoparasiten "trainiert" wird. Bei erwachsenen Pferden geht man dagegen davon aus, daß ihr Immunsystem mit einer gewissen "Last" an Würmern / Wurmlarven umgehen kann, so daß seltener entwurmt werden muß als beim ganz jungen Tier (und manchmal auch als beim sehr alten Pferd). Je nach Jahreszeit, Weidegang, Weidemanagement und potentiellem Infektionsrisiko sollte hierbei für jeden Betrieb Häufigkeit, Zeitpunkt und Wirkstoff individuell festgelegt werden.

Die selektive Entwurmung sollte nur bei erwachsenen Pferden (ab 5 Jahren) durchgeführt werden, da das Immunsystem jüngerer Pferde noch nicht ausreichend trainiert ist. Dabei werden sehr regelmäßig Kotproben der Einzelpferde untersucht, und nur diejenigen Pferde entwurmt, bei denen ein positiver Befund mit (Kleinen) Strongyliden-Eiern vorhanden ist. Nur beim Nachweis bestimmter anderer Wurmarten (zum Beispiel von Bandwürmern bei einzelnen Pferden) werden auch hier alle Pferde des Bestandes behandelt. Außerdem sollten zum Ende des Jahres (Nov. / Dez.) auch bei selektiver Entwurmung alle Pferde des Bestandes entwurmt werden. Damit sollen einerseits auch Magendassel-Larven beseitigt werden, die in Kotproben nur in Ausnahmefällen nachweisbar sind, und andererseits auch der bei manchen Wurmarten sehr lange Entwicklungszyklus im Körper unterbrochen werden (Beispiel: S. vulgaris, dessen wandernde Wurmlarven zu Gefäßverschlüssen mit der Folge einer thrombotisch-embolischen Kolik führen können, hat eine Entwicklungszeit im Körper von 6 - 7 Monaten). Sehr wichtig bei der selektiven Entwurmung ist die Kontrolluntersuchung einer Kotprobe 14 Tage nach Gabe der Wurmkur, um festzustellen, ob die Entwurmung auch erfolgreich war oder möglicherweise eine Resistenz gegen den verwendeten Wirkstoff vorliegt. Außerdem sollten Neuzugänge immer zunächst entwurmt werden und in Quarantäne gestellt werden, um sicher zu stellen, daß nicht von außen in einen stabilen Bestand erneut Würmer eingeschleppt werden. 10 - 14 Tage nach der Behandlung sollte eine Erfolgskontrolle stattfinden (Kotprobenuntersuchung), und erst danach das Pferd in den Bestand integriert werden. 

Grundsätzlich sollte man sich klar machen, daß Eier nur von erwachsenen Würmern ausgeschieden werden, daß sie nicht kontinuierlich ausgeschieden werden und daß einige Wurmlarven auch eine Körperwanderung oder eine Ruhephase durch machen. Eine negative Kotprobe kann daher einen Wurmbefall nicht immer sicher ausschließen. Das klinische Bild / mögliche Symptome des Pferdes sollten IMMER auch bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Daher ist die regelmäßige Untersuchung von Kotproben gerade bei der Selektiven Entwurmungsstrategie ausgesprochen wichtig, weil sie die "Trefferquote" erhöht und man auch Tiere findet, bei denen keine kontinuierliche Eiausscheidung stattfindet.

Bei beiden Entwurmungsstrategien - besonders aber bei der selektiven Entwurmung - ist ein gutes Weide- und Hygiene-Management wichtig, um den Infektionsdruck / Re-Infektionsdruck möglichst gering zu halten. Für beide Entwurmungsstrategien gibt es "Pro-" und "Contra-" Argumente, die für jeden Betrieb, evtl. sogar für jede Haltungsgruppe einzeln analysiert werden sollten, um dann individuell den bestmöglichen Weg zu finden. Es gibt hier nicht DIE einzige Lösung! Gerne berate ich Sie hierzu und versuche, gemeinsam mit Ihnen einen guten Weg zu finden.